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Trauern ist die Lösung. Nicht das Problem!

Trauer ist ein Bestandteil unseres Lebens. Wir nehmen ein Leben lang Abschied. Wir trauern um Freundschaften, um nicht gelebte Träume, um verpasste Chancen und geliebte Menschen. Am Abschied nehmen kommen wir nicht vorbei. Wenn wir uns dem Leben widmen, begegnen wir auch immer der Vergänglichkeit. Abschied, Trauer und Tod sind zentrale Themen des Lebens, die uns alle betreffen und doch häufig sprachlos machen. In Zeiten der Trauer kann es sein, dass es schwer fällt, den erlittenen Verlust zu begreifen, die Gefühle und Gedanken zu sortieren und den eigenen Emotionen mit allen Facetten Raum zu geben.

 

Hier kann es helfen, sich darüber bewusst zu sein, welche Aufgaben in der Trauer wichtig sein. Dazu hat der Trauerforscher William J. Worden vier Traueraufgaben identifiziert. Das Durchlaufen dieser 4 Aufgaben sind seiner Ansicht nach notwendig, um den Verlust verarbeiten zu können.

 

 

1. Die Realität des verlustes begreifen und akzeptieren

In der ersten Traueraufgabe steht vor allem das Akzeptieren des Verlustes und das Annehmen der Realität im Vordergrund. Es ist nicht einfach und sehr schmerzhaft zu begreifen, dass der verstorbene Mensch nicht mehr wiederkommt. Gerade zu Anfang fühlt es sich oft unwirklich an. Dennoch ist es wichtig Stück für Stück zu begreifen und zu akzeptieren, dass der Tod nun Realität ist und der geliebte Mensch nicht zurückkommt bzw. sich eine bestimmte Situation nicht mehr ändern wird.

 

 

2. Die Emotionen der Trauer durchleben

Die zweite Traueraufgabe besteht darin, die Emotionen, die in der Trauer aufkommen zu spüren und zu durchleben. Dies schließt alle Gefühle ein. So können sich hier unter anderem Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Schuldgefühle oder Angst zeigen. Alle diese Gefühle gehören dazu und brauchen Raum. Auch wenn es schmerzhaft ist, ist es wichtig, diese Gefühle zu durchleben, sie zuzulassen und nicht zu verdrängen. Dadurch wird es möglich, seine Emotionen anzunehmen und einen ganz persönlichen Umgang damit zu finden.

 

 

3. Anpassen an das Leben ohne den Verstorbenen

Die dritte Traueraufgabe besteht darin, ein Leben, ohne den Verstorbenen zu gestalten. Das Leben hat sich durch den Verlust stark verändert. Der Alltag ist nun anders und Lebensgewohnheiten müssen neu ausgerichtet werden. In all diesen Bereichen braucht es eine Anpassung an die veränderte Situation. Bei diesem Schritt kann es hilfreich sein, sich neuen Routinen und Interessen zu öffnen.

 

4. Eine neue Bindung zum verstorbenen entwickeln und die Zukunft planen

Die vierte Aufgabe besteht darin, eine neue Bindung zum Verstorbenen herzustellen und dabei gleichzeitig den Blick in Richtung Zukunft zu richten. Dies bedeutet keinesfalls den Verstorbenen oder die Verlustsituation zu vergessen. Es geht viel eher darum seine eigenen Wege der Erinnerung zu entwickeln z.B. durch besondere Erinnerungsstücke oder Erinnerungsrituale. So bleibt die Beziehung zum verstorbenen Menschen bestehen. Dadurch wird es möglich sein Leben weiterzuleben und sich zu erlauben auch neue Beziehungen aufzubauen und neue Erfahrungen zu machen.  Dabei können neue Ziele und Pläne für die Zukunft helfen, ein Gefühl von Kontrolle und Richtung zu erhalten.

 

 

wertvolle orientierung in der trauer

Diese Einteilung kann Menschen, die sich in Trauer befinden, eine wertvolle Orientierungshilfe auf dem Weg durch die Krisenzeit sein.  Mit dem Wissen, welche Traueraufgaben in der Trauer wichtig sind, kann der Trauernde sich verorten und orientieren. Die Traueraufgaben sind dabei nicht als etwas zu verstehen, was man der Reihe nach abarbeiten muss, um die Trauer möglichst schnell hinter sich zu lassen. Ein Trauerprozess ist kein gerader Weg. Er verläuft viel eher in Schleifen und Windungen. Trauer ist individuell und folgt keinem Schema. Dabei ist jeder Trauerprozess einzigartig. Jeder Mensch erlebt einen Verlust anders, auf seine Weise und in seinem Tempo.

 

 

Jeder TRauerweg ist anders

Meistens gelingt es trauernden Menschen den erlittenen Verlust allein zu überstehen und die vier Traueraufgaben zu bewältigen. Manchmal kann es jedoch vorkommen, das man darin „stecken bleibt“, weil der Verlust so weh tut und kaum zu ertragen ist.  Hier sind vor allem die Emotionen betroffen. Ein Wunsch ist dabei dann häufig: „Ich möchte endlich nicht mehr traurig sein.“ oder „Ich möchte mich nicht mehr schuldig fühlen!“ Die Vermeidung dieser Gefühle führt jedoch häufig zu einer weiteren Verschlechterung des Befindens.

 

In diesen Fällen kann eine professionelle Trauerbegleitung oder Psychotherapie helfen. In meiner Praxis in Waldbröl begleite ich Klient*innen dabei, den erlittenen Verlust zu durchleben und anzunehmen.