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Vergolden statt verstecken

Viele Eltern kennen das. In einem Haushalt mit Kindern, fällt öfter mal was runter. Tassen oder Teller gehen zu Bruch. Damit keiner in die Scherben tritt, werden sie schnell weggefegt oder der Staubsauger geholt.

 

Passiert dies in Japan, gehen die Menschen anders vor. Dort werden Keramikgegenstände häufig nach der alten Kintsugi-Methode repariert. Schalen oder andere Haushaltsgegenstände werden dann nicht weggeschmissen, sondern die Bruchstücke werden mit Lack geklebt, in den Gold eingearbeitet ist. Dadurch wird jedes zerbrochene Teil zu etwas ganz Einzigartigem. Gegenstände mit Rissen und Brüchen werden so zu Kunstwerken. Was für eine Haltung gegenüber dem was unperfekt und zerbrochen ist. Wenn etwas kaputt gegangen ist, dann wird es repariert und mit Stolz gezeigt.

Auch bei uns Menschen kann es zu Bruchstellen im Leben und in der Seele kommen. Äußerlich oder auch innerlich. Ist das Ausmaß der Verletzung zu hoch, macht es an einer Stelle „knacks“.  Oft ist es mit viel Scham verbunden, sich einzugestehen, dass „man nicht mehr funktioniert“. Darüber zu sprechen und offen damit umzugehen scheint unmöglich.

 

Risse gehören zum Menschsein dazu. Keiner ist perfekt. Wir dürfen dazu stehen und müssen unsere vermeintlichen Schwächen nicht schamvoll verstecken. In den Gesprächen in meiner Praxis begleite ich Menschen dabei, die Bruchstücke ihres Lebens zu vergolden.