Kurz vor halb acht packt Dennis seine Sportsachen zusammen. Er will gleich zum Volleyballtraining - wie jeden Montagabend. Da kommt Mareike mit den Worten ins Zimmer: "Schatz wir müssen reden." Was für Mareike die Einleitung für ein Gespräch über ihre Beziehung ist, klingt für ihren Mann eher wie eine Drohung. Bei ihm schrillen die Alarmglocken. Gestresst entgegnet er: "Dafür habe ich jetzt echt keinen Kopf. Du siehst doch, dass ich gleich los muss." Er nimmt seine Sporttasche, schiebt sich schnell an ihr vorbei und zieht die Wohnungstür hinter sich zu. Enttäuscht lässt sich Mareike auf die Couch sinken.
Was ist hier passiert? Mareikes Satz sorgt selten für positive Stimmung. Möglicherweise beginnt Dennis sofort zu überlegen, was wohl schiefgelaufen ist. Mareike hätte das Thema, das sie ansprechen will, kurz benennen können, dann hätte sich bei Dennis vielleicht etwas von seiner Sorge gelegt und er wäre in der Lage gewesen, einen Schritt auf Mareike zuzugehen.
1. regelmässig im gespräch bleiben
Vertrautheit und Gewohnheit können eine angenehme Atmosphäre schaffen, in der beide alles besprechen können, was sie bewegt. Hier hilft es regelmäßigen und ungestörten Austausch fest einzuplanen, statt Paargespräche nur zu führen, wenn es "brennt". So muss keiner der Partner darum kämpfen, gehört zu werden. Damit dieser Vorsatz in der Hektik des Alltags nicht untergeht, kann es hilfreich sein, einen "Beziehungsabend" fest im Wochenablauf einzuplanen und sich diesen auch im Kalender einzutragen. Neben Konflikt - und Krisengesprächen dürfen hier selbstverständlich auch Spaß und Freude, Entspannung und Leichtigkeit ihren Platz haben. Ob man ein romantisches Picknick im Mondlicht (das geht auch ohne Babysitter im eigenen Garten) veranstaltet, gemeinsam nach Feierabend spazieren geht oder einfach zusammen neue Kochrezepte ausprobiert, ist letzlich nicht entscheidend. Gemeinsam verbrachte Zeit verbindet, stellt Nähe her und sorgt für eine stabile Beziehung. Natürlich hilft das Dennis und Mareike in der aktuellen Situation nicht weiter. Hier ist es notwendig, das Konfliktthema zeitnah anzugehen, aber ein regelmäßiger "Beziehungsabend" wäre vielleicht ein Konzept für die Zukunft.
Als Mareike am nächsten Morgen aufwacht, fällt ihr sofort wieder die Situation von gestern ein. Sie will nun endlich klären, was ihr auf der Seele brennt. Da ihr Mann noch schläft, weckt sie ihn auf. "Also was ich dich gestern schon fragen wollte: Was schätzt du eigentlich überhaupt noch an mir?" Dennis schaut seine Frau entgeistert an und fragt: "Und deshalb weckst du mich?", dreht sich um und versucht weiterzuschlafen. Mareikes Puls steigt. Sie macht sich erneut bemerkbar. "Schatz, das ist mir wirklich wichtig. Ich weiß nicht, wie ich mit meiner Unsicherheit umgehen soll." Da Dennis die Not seiner Frau spürt antwortet er: "Schatz, ich bin noch gar nicht richtig wach und gleich muss ich zur Arbeit. Lass uns doch heute Abend in Ruhe darüber sprechen. Ist das ok für dich?"
2. den richtigen zeitpunkt finden
Wer wütend, verletzt oder sauer ist, der produziert Stresshormone. Diese können genauso schnell aber auch wiederr abgebaut werden. Hier ist es wichtig, Abstand zum Problem zu gewinnen. Emotionen müssen abgekühlt sein, um sachlich über ein Thema sprechen zu können. Hier kann es beispielsweise helfen, erst einmal innezuhalten und tief durchzuatmen, joggen zu gehen oder Musik zu hören.
Eine weitere wichtige Grundlage für ein klärendes Paargespräch ist es, ein gutes Klima zu schaffen. Für ein solches Gespräch sollten beide Partner ausgeruht sein. Ein Gespräch spät in der Nacht, wenn man auf dem Sprung ist oder früh am Morgen, ist meist kein guter Zeitpunkt.
3. gesprächspausen einlegen
Kommt es doch zum Streit und die Emotionen kochen hoch, ist es hilfreich, das Gespräch zu unterbrechen. Manchmal kann auch ein Ortswechsel hilfreich sein, zum Beispiel ein gemeinsamer Spaziergang. Einigen Paaren hilft es, ein Code-Wort zu vereinbaren, mit dem jeder Partner die Diskussion beenden oder unterbrechen kann. Wer dieses Wort benutzt macht deutlich: "Jetzt wird es mir gerade zu viel, aber zu einem späteren Zeitpunkt können wir das Gespräch fortsetzen." Wichtig ist, dass beide Partner die vereinbarten Pausen akzeptieren. Sagt einer "Stopp", dann gilt das. Wer solch einen Time-Out fordert, sollte unbedingt einen Zeitpunkt benennen, wann das Gespräch weitergehen soll. Es ist wichtig, den strittigen Punkt nicht unter den Tisch fallen zu lassen.
4. Beim Thema bleiben
Nimmt man das Gespräch wieder auf, ist es hilfreich, wenn beide genau wissen, um was es geht. Was genau ist das Problem? Welche Wünsche und Erwartungen wurden nicht erfüllt (siehe letzer Blogbeitrag)? Was braucht man stattdessen? Dabei sollte das Paar besonders darauf achten, nur einen Punkt in den Fokus zu nehmen und zunächst nur darüber zu sprechen. Selbst wenn es noch einige andere Punkte zu klären gäbe, ist es wenig hilfreich, zum "Rundumschlag" auszuholen und alles anzusprechen, was einen am Partner aktuell sonst noch stört oder in den letzten Jahren gestört hat. Passiert dies, wird der Partner eher in Deckung gehen, als sich weiter auf ein klärendes Gespräch einzulassen.
5. Zeit begrenzen
20-30 Minuten reichen meist völlig, um ein strittiges Thema zu benennen. Wenn das Problem dann noch nicht geklärt ist, hilft es, noch eine Pause einzulegen. Timer oder Eieruhr können hier zum Einsatz kommen. Die Begrenzung der Zeit erhöht die Bereitschaft, sich erneut mit dem Partner auf ein kontroverses Thema einlassen zu können.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass beide Partner ihre Einstellung überdenken und es kein Tauziehen um die Frage " Wer hat denn nun eigentlich recht?" gibt. Betrachtet man den Partner als Gegner oder als Verbündeten, mit dem man eine Lösung finden will?
Und Dennis und Mareike? Sie unterhalten sich am Abend in Ruhe bei einem Glas Wein. Dennis ist nun ganz bei Mareike, kann sich auf das Gespräch einlassen und hört ihr zu. Mareike tut es gut, dass sie sich jetzt öffnen kann und ihr Mann ihr zuhört. Es macht beiden im Verlaufe des Abends sogar richtig Spaß, miteinander ins Gespräch zu kommen, denn nun stimmt der Rahmen.
Wenn Sie den Eindruck haben, das Sie bei diesem Thema noch Unterstützung brauchen, kann eine Paarberatun oder Paartherapie helfen und wieder mehr Verbindung schaffen.