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Wenn du mich lieben würdest...

7 Kommunikationsfehler, die sich (leicht) vermeiden lassen.

Lea und Fabian sind mit dem Auto zu einer Geburtstagsfeier bei Freunden unterwegs. Die Nerven sind schon strapaziert, weil der Tag sowieso nicht besonders gut gelaufen ist. Als sie bereits zehn Minuten Fahrt hinter sich haben, fällt Fabian ein, dass er das Geschenk zu Hause vergessen hat. Lea muss ihrem Ärger darüber Luft machen: "Das hast du ja großartig hinbekommen! Das ist so typisch für dich. Immer vergisst du Sachen, dabei habe ich dich tausendmal daran erinnert! Auf dich kann man sich echt nicht verlassen. Wie sieht denn das jetzt aus, wenn wir da ohne Geschenk ankommen? Das ist doch peinlich. Das hast du dir zuzuschreiben!" Darauf antwortet Fabian: "Das stimmt doch gar nicht. Natürlich kann man sich auf mich verlassen. Ich hatte einfach den Kopf so voll und habe nicht daran gedacht. Das ist kein Grund, so sauer zu werden. Das könnte ich nämlich auch sein. Wie würdest du es denn finden, wenn ich dich dauernd daran erinnere, wie unpünktlich du bist und dass wir wegen dir überall zu spät kommen? Wären wir heute eher losgefahren, hätten wir noch genug Zeit gehabt, um umzudrehen und das Geschenk zu holen. Frag doch mal unsere Freunde, die sind auch genervt von deiner Unpünktlichkeit."

Schauen wir mal genauer hin, dann sehen wir, dass Lea und Fabian in ihrem Gespräch unbewusst einige Fehler gemacht haben. Lea ist sauer, dass Fabian etwas vergessen hat und drückt das auf vielfältige Weise aus.

1. Ironie

"Das hast du ja wirklich großartig hinbekommen." Wendet man Ironie in der richtigen Situation an, kann sie durchaus humorvoll sein oder Spannungen abbauen. Umgekehrt kann sie aber auch jeden ernsthaften Versuch, miteinander ins Gespräch zu kommen, unmöglich machen und frustrieren.

2. Negative eigenschaftszuschreibungen

"Das ist so typisch für dich." Da Lea sich so über Fabians Vergesslichkeit ärgert, benennt sie kein konkretes Verhalten, sondern bezieht es auf seinen ganzen Charakter. So kann sie zwar ihren Unmut äußern, jedoch fällt es Fabian dadurch schwerer, sein Verhalten zu ändern. Er reagiert daher eher mit Rechtfertigung als sein Handeln zu reflektieren.

3. Verallgemeinerungen und übertreibungen

"Immer vergisst du Sachen..." Verallgemeinerungen und Übertreibungen sind oft ein indirekter Ausdruck von Ärger. Auch wenn der Ärger hier in der konkreten Situation begründet ist, möchte sie mit der Verallgemeinerung ihren  Argumenten eine besondere Durchschlagkraft verleihen und Fabian kein Schlupfloch für eine Ausrede lassen. Verallgemeinerungen reizen jedoch meistens zum sofortigen Widerspruch. Daher tragen sie eher zu einer Diskussion bei und machen es dem Partner schwerer, auf den anderen einzugehen.

4. Du-Botschaften

"Auf dich kann man sich echt nicht verlassen." Lea macht damit ihr eigenes Problem oder unangemessenes Gefühl an Fabian fest. Ihre Gefühle werden hier gar nicht genannt. Fabian hat einen Fehler gemacht und ist unzulänglich. Das steht für sie in diesem Moment absolut fest. Dadurch entsteht jedoch sofort ein hierarchisches Gefälle. Man erhebt sich über den anderen, indem man mit dem Du-Satz scheinbar objektiv feststellt, was am anderen nicht stimmt. Damit geht es ums Rechthaben und nicht mehr um Meinung und Gefühl. Der andere gerät sofort in eine Verteidigungshaltung, neigt zu Rechtfertigungen und wird versuchen, das empfundene Hierarchiegefälle zu seinen Gunsten zu verändern.

5. Schuldzuweisungen

"Wie sieht das denn jetzt aus, wenn wir ohne Geschenk ankommen. Das ist doch echt peinlich. Das hast du dir zuzuschreiben." Lea beschuldigt Fabian, statt ihre eigenen Gefühle zu benennen. Dabei legt sie die Norm fest, was gut und böse oder richtig und falsch ist. Der "Beschuldigte" wird meistens mit Gegenbeschuldigungen reagieren. Durch dieses Schuld-Pingpong, kommt es zu keiner konkreten Problembeschreibung und eine gute Lösung wird dadurch erschwert.

Fabian reagiert in diesem Gespräch neben Rechtfertigungen mit folgenden Mitteln:

6.  Scheinfragen und schlechtes GEwissen machen

"Wie würdest du es denn finden, wenn ich dich dauernd daran erinnere...?" Auf diese Frage erwartet Fabian gar keine Antwort. Sie dient nur dazu, Lea ein schlechtes Gewissen zu machen. Er selbst hat in diesem Gespräch bereits vieles gehört, was ihn verletzt hat und kann das nicht kommentarlos hinnehmen.

7. Verbündete und Zeugen zitieren

" Frag doch mal unsere Freunde, die sind auch genervt von deiner Unpünktlichkeit." Um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen, holt sich Fabian Verbündete und Zeugen "ins Boot."

Noch mal zurück auf Anfang. Nehmen wir an, Fabian und Lea sind sich darüber bewusst, welche Fehler es in einer partnerschaftlichen Kommunikation geben kann und wie man sie vermeidet. Dann wäre das Gespräch im Auto vielleicht so abgelaufen:

Lea und Fabian sind mit dem Auto unterwegs zu einer Geburtstagsfeier bei Freunden. Als sie bereits zehn Minuten Fahrt hinter sich haben, fällt Fabian ein, dass er das Geschenk zu Hause vergessen hat. Als er Lea dies mitteilt, antwortet sie: "Ach Mensch, das kann doch jetzt nicht dein Ernst sein. Das ärgert mich jetzt wirklich sehr. Ich bin davon ausgegangen, dass du dich darum kümmerst." Fabian: "Es tut mir leid, ich habe es einfach vergessen." Lea: "Das ist wirklich ein Problem für mich, weil das schon öfter vorgekommen ist. Bitte finde einen Weg, in diesen Dingen zuverlässiger zu sein." Fabian: "Du hast recht, ich bin oft schusselig. Vielleicht könnte ich mich von meinem Smartphone an so was erinnern lassen, was meinst du?"

Von dem Schriftsteller Max Frisch gibt es zu diesem Thema ein sehr schönes Zitat: "Man sollte die Wahrheit dem anderen wie einen Mantel hinhalten, dass er hineinschlüpfen kann - nicht wie ein nasses Tuch um den Kopf schlagen."